Trentino – ein Motorradtraum im Herbst 2022
Bericht: Rolf Schwanitz
Im Blick der Deutschen steht Trient, die Hauptstadt der Autonomen Region Trentino-Südtirol, immer etwas im Schatten von Bozen und Meran. Für die Städte mag das stimmen, für die Regionen aber nicht. Die Herbsttour 2022 hat die SoziRider ins südöstliche Berggebiet von Trient nach Lavarone geführt. Hier liegt auf ca. 1.170 Höhenmetern an einem kleinen Bergsee das “Hotel al Lago”. Lavarone zwischen den Hochplateaus von Folgaria und Lusern ist touristisch voll erschlossen. Das “Hotel am See” wird von “Tourenfahrer” empfohlen und ist im Sommer ein oft besuchtes Ziel für Biker aller Herren Länder. Einen kulinarischen Hotspot findet man hier zwar nicht, wer aber ein ordentliches Haus mit gutem Service und großer Motorradgarage sucht, ist hier genau an der richtigen Adresse.
Der größte Trumpf von Lavarone ist aber seine herrliche Tourenlage. Die Topographie hat hier etwas Spektakuläres und erinnert stellenweise an das Vercors in Frankreich. Tiefe Täler durchziehen diesen Teil der Dolomiten. Die parallel verlaufenden Bergstraßen bieten atemberaubende Blicke in ein herrliches Panorama. Hier findet der Biker auch ein wahres Kurvenparadies. Das reicht von ausgebauten Staatsstraßen bis zu engen Serpentinen mit gutem Grip. Zu letzterer Kategorie ist die schmale, aber bestens asphaltierte Verbindung von Levico Terme über Vignola bis nach Zivignano zu zählen – einfach herrlich! Natürlich darf auch der Manghen-Pass auf keiner Tourenkarte fehlen. Er ist einer der schönsten Pässe Italiens und wegen seines, besonders im nördlichen Teil, schmalen und steilen Verlaufs, garantiert frei von Wohnmobilen. Sein Bike beherrschen sollte man hier allerdings schon.
Auch der Sprung hinüber zum Gardasee ist von Lavarone aus wirklich kein Hexenwerk. Hier kann man zur “Gardasee-Perle Riva” touren oder gleich hinauf zum Monte Baldo. Als Anfahrt zum See sollte man jedoch unbedingt die SP48 in Richtung Bolognano wählen. Sie ist nicht nur spektakulär; man spart sich so auch den allgemeinen Garda-Stau. Zum Schluss noch ein kleiner Tipp in Sachen Sehenswürdigkeiten: Rovereto, nur 45 Fahrminuten entfernt, hat davon jede Menge zu bieten und das in allen Variationen. Moderne Kunst, historische Ausstellungen und eine malerische Altstadt sind auch an Regentagen lohnende Ziele. Wir haben uns für ein kulinarisches Highlight entschieden: die “Caffetteria Bontadi” mitten in Roveretos historischem Zentrum. Das ist eine der ältesten Kaffeeröstereien Italiens, wo man von der dunklen Pracht und vom leckeren Backwerk wirklich etwas versteht. Auch das historische Equipment rund um die braune Bohne kann vor Ort ausgiebig bestaunt werden.
Nach einer Woche Spätsommer im Trentino sind wir schließlich mit besten Eindrücken über die Alpen zurückgekehrt. Nun waren die Sinne wieder voll und die Batterien bestens aufgeladen. Der November-Blues hat so keine Chance mehr.