Sommer-Tour in Österreich 2021
Neuhofen an der Ybbs – schon mal gehört? Kein Problem, wir zuvor auch nicht. Das hat sich nun aber geändert. Der kleine Ort liegt in Niederösterreich mitten im Mostviertel, nur wenige Kilometer südlich der Donau. Hier findet man den Perbersdorfer Heurigen, der seinem Namen alle Ehre macht. Motorradfahrer merken gleich, dass sie hier an der richtigen Adresse sind. Der große Vierseitenhof ist modern ausgebaut, hat einen herrlichen Biergarten, nettes Personal und eine gute Küche mit Spezialitäten aus der Region. Motorräder sind hier seit langem zu Hause. Viele historische Bikes, stehen heute, wie in einem kleinen Museum, als Deko mitten im Haus. Sie sind vom Seniorchef sicher alle noch persönlich durch die herrlichen Landschaften bewegt worden. Die Biker von heute finden viele Stellplätze vor dem Haus oder in der Garage “Harley-Davidsonstr. 1” direkt an der Rückseite des Gehöfts. Als Basishotel für eine mehrtägige Motorradtour kann man sich kaum ein besseres Haus wünschen.
Vier Tage waren wir von Neuhofen aus auf Tour. Das war perfekt, denn die Möglichkeiten dazu sind hier einfach enorm. Der Perbersdorfer Heurigen hält selbst Tourenvorschläge und gpx-Dateien auf seiner Website bereit – ein guter Ausgangspunkt für alle, die Anregungen suchen. Das Waldviertel im Norden sollte unbedingt angesteuert werden. Es ist ein Eldorado für alle Kurvenjunkies. Wir haben die Strecken hinauf bis auf fast 1.000 Höhenmeter sehr genossen. Südlich von Neuhofen gehts in Richtung Alpen. Es öffnet sich ein herrliches Panorama mit wunderbaren Straßen. Wir sind dort bis in die Steiermark nach Mariazell und zum Örtchen Wildalpen getourt. Auch das Höllental haben wir unter die Räder genommen. Und an der malerischen Wachau führt in Niederösterreich sowieso kein Weg vorbei. Routen entlang der schönen, manchmal sogar blauen, Donau sind hier geradezu ein
Pflichtprogramm. Alle Straßen bis hinab zum Feldweg liegen in gutem Asphalt und sind längst nicht so überlastet, wie anderswo. Am Ende unserer ersten Österreich-Etappe durch das Most- und Waldviertel und die Wachau, hatten wir fast 1000 Kilometer mehr auf der Uhr. Dieses schöne Fleckchen Erde ist für Motorradfreunde eine echte Empfehlung und wirklich eine Reise wert.
Die zweite Etappe unserer Sommer-Tour führte uns dann nach Kärnten. Wir wollten mit unserer Basisstation hoch hinaus. Das Hotel “Berghof” liegt im bekannten Wintersportort Innerkrems gegenüber mehreren Sesselliftstationen auf rund 1.500 Höhenmetern. Den Einstieg zum Kurvenparadies Nockalmstraße findet man quasi gleich um die Ecke, keine zweieinhalb Kilometer entfernt. Das Hotel wurde vor wenigen Jahres erst modernisiert und hat unsere Erwartungen bestens erfüllt. Es gehört auch zu den
Motorradland-Kärnten-Hotels. Biker können hier deshalb ein ermäßigtes Panoramastraßenticket kaufen, oder gleich zur Übernachtung hinzubuchen. Dann hat man 1 Ticket mit 4 Abschnitten in der Tasche. Die kann man beliebig kombinieren für 5 wunderbare, aber mautpflichtige Pass- und Höhenstraßen: die Großglockner-Hochalpenstraße, die Nockalmstraße, die Villacher Alpenstraße, die Goldeck-Panoramastraße und die Malta-Hochalmstraße. Mehr dazu auf Panoramastrassen-Ticket. Jeder Gast im Hotel Berghof bekommt außerdem automatisch eine Bonus-Card, mit der sich die Maut für die “Nockalm” bei zusätzlichen Fahrten auf die Hälfte reduziert.
Das Angebot an Touren ist für den Biker in Kärnten nahezu unerschöpflich. Man sollte aber kurvenerprobt und ein versierter Fahrer sein. Denn hier oben im alpinen Hochgebirge sind die Pisten mitunter schmal und der Asphalt oft auch vom aggressiven Wetter gezeichnet. Natürlich haben wir die Kärntner Höhenstraßen in unserer Tourenplanung berücksichtigt und besonders die Nockalmstraße ausgiebig, sogar mehrmals, genossen. Eine besondere Empfehlung gebührt auch der Malta-Hochalmstraße. Hier tourt man durch lange, in den
Stein gehauene Tunnel, an beeindruckenden Wasserfällen vorbei bis zum größten Staudamm Österreichs. Weniger zu empfehlen ist die Goldeck-Panoramastraße. Hier gibt es am Ende zwar ein tolles Bergpanorama. Die Mauteinnahmen sind aber offensichtlich an der Instandhaltung der “Goldeck” weitestgehend vorbei gegangen! Unsere längste Tour hat bis nach Kranjska Gora in Slowenien und zurück über Italien geführt. Unser Fazit nach 8 Tourentagen im Alpenland war am Ende klar und eindeutig: Österreich ist ein tolles Motorradland und ruft nach Wiederholung. Das müssen wir unbedingt im Blick behalten!
Zum Schluss soll noch eine kleine Episode unserer Sommer-Tour erwähnt werden, die wir in einem einsamen Tal im Alpenvorland mitten im Mostviertel erlebten. Hier tauchte plötzlich ein uraltes Mütterchen – tief gebeugt, auf zwei Stecken gestützt – mitten auf Fahrbahn auf. 50 Meter weiter stand ein Caddy auf der Straße und die Fahrerin rannte, mit einem Besen bewaffnet, am abschüssigen Straßenrand entlang. Ein Kalb war von der Koppel ausgebrochen und irrte nun verzweifelt im Straßengraben herum. Klar haben wir sofort angehalten. Unser Tour-Guide hat sofort die Straße abgesperrt, die aufgeregte Omi zurück ins Haus geführt und den Verkehrsstau aufgelöst. Auch das Kalb fand wieder zurück zu seiner Herde. “Soll mal einer noch was Schlechtes über euch Motorradfahrer sagen”, war vielleicht der schönste Dank, den wir am Ende für den Einsatz zu hören bekamen. Also haben wir in Österreich nicht nur schöne Touren erlebt, sondern nebenbei gleich noch das leicht ramponierte Image der Motorradfahrer aufpoliert. Was will man mehr!