Reisebericht Ostalpen 2022

Ostalpiner Bikertraum, Sommertour 2022
in Ost- und Südtirol, Friaul und Slowenien

Wir hatten schon lange das Gefühl, in den Dolomiten etwas vergessen zu haben: den Blick in den ostalpinen Raum. Im Sommer 2022 wollten wir dieses Versäumnis endlich nachholen – und zwar mit einer eigenen Alpentour.

Unser erste Basisstation lag in Osttirol. Wir entschieden uns für das Hotel “Pfleger” im beschaulichen Anras. Ort und Haus haben sich als Volltreffer erwiesen. Anras liegt unweit von Lienz auf 1261 Höhenmetern oberhalb des Pustertals. Selbst an heißen Tagen bleibt es hier angenehm – immer drei bis fünf Grad kühler als unten im Tal der Drau. Die Pustertaler Höhenstraße verläuft direkt vorm Hoteleingang. Sie ist noch immer ein Geheimtipp und für Kurvenfreunde ein wahrer Genuss. Die 32 km lange Strecke ist zum Glück zu eng für nervige Wohnmobile und bietet ein atemberaubendes Bergpanorama. Wer stattdessen unten auf der B100 fährt, hat echt etwas verpasst. Von Anras aus ist es nur ein Katzensprung bis nach Italien, Kärnten und zum Großglockner – ein wirklich idealer Ausgangspunkt für herrliche Alpentouren.

 

Das Hotel “Pfleger” verdient eine besondere Erwähnung. Wer hier ein schlichtes Biker-Haus erwartet mit Schnitzeln bis sich die Teller biegen, wird eines Besseren belehrt. Das “Pfleger” ist ein Vier-Sterne-Haus und bezeichnet sich als “Alpine Wellness” – und das völlig zurecht. Der Gast findet hier herrliche Zimmer mit Bergpanorama, eine Gourmetküche mit regionalen Produkten sowie ein Wellness-Angebot in großer Vielfalt. Auch die verspannte Biker-Schulter lässt sich hier nach einer langen Tagestour einfach wieder wegmassieren. Die Empfehlung als Haus für Tourenfahrer können wir beim Landhotel “Pfleger” in Anras einfach nur bestätigen.

Wir haben hier, bei unserer ersten Basisstation, wunderbare Motorradtouren erlebt. Natürlich stand der Großglockner auf unserem Programm und das gut gewählt am heißesten Tag bei herrlichstem Sonnenschein. Wir haben aber auch in Kärnten den Millstätter See umrundet, sind über St. Jakob hinein nach Südtirol zum Biathlon-Tempel nach Antholz getourt. Der Rückweg über Cortina an den Drei Zinnen vorbei war einfach grandios. Zu lang hatten wir früher das “Touren-Paradies Dolomiten” auf die Regionen um Bozen-Meran beschränkt. Die wirklichen Biker-Highlights aber liegen hier im ostalpinen Teil. Außerdem ist Osttirol bei weitem nicht so überlaufen wie der Südtiroler Raum – mit Ausnahme von Zell am See und Lienz. Also Daumen hoch für Osttirol als Zielgebiet für Tourenfahrer!

 

 

Nach vier spannenden Tagen sind wir dann zum zweiten Teil unserer Reise aufgebrochen. Nun ging es endgültig auf die andere Seite des Gebirgsmassivs hinein nach Italien. Unser Ziel waren die Karnischen Alpen im Friaul-Julischen Venetien. Das zweite Basislager war das Hotel “Alla Fonte” in Arta Terme. Schon in der Antike war das alpine Tal für seine schwefelhaltigen Quellen berühmt. Heute hat Arta rund 2000 Einwohner, eine moderne, in Erweiterung befindliche Terme und mehrere Hotels. Hier im Friaul liegt ein guter Ausgangspunkt, um die südlichen Kalkalpen nach Westen oder nach Osten bis tief hinein nach Slowenien unter die Räder zu nehmen. Natürlich sind auch Touren nach Triest bis hinab zur blauen Adria möglich.

Der Ort selbst liegt auf nur 442 Höhenmetern – man bekommt hier eine mediterrane Atmosphäre ohne den Glühofen der venezianischen Tiefebene. Das “Alla Fonte” ist ein ordentliches Hotel ohne viel Schnick-Schnack, direkt an der Verbindungsstraße zum Pass nach Österreich gelegen. Die Terme findet man gleich gegenüber. Es gibt eine hauseigene Pizzeria, wodurch auch eine Übernachtung mit Halbpension möglich ist. Wer aber lieber das volle Angebot der Speisekarte mag, kann auch problemlos darauf verzichten.

In den vier südlichen Tourentagen haben wir uns schon der Temperaturen wegen auf die Berge konzentriert. In Slowenien sind wir rund um den Triglav-Nationalpark getourt – eine anspruchsvolle Route mit herrlichen Kurvenstrecken und vielen Sehenswürdigkeiten. Bekannte Ortsnamen wie Planica, Kranjska Gora sowie das eindrucksvolle Tal der türkisfarbenen Soča sind hier problemlos erreichbar. Auf der italienischen Seite sind viele Touren empfehlenswert. Absolute Highlights waren für uns die herrliche Umrundung des Naturpark Dolomiten-Friaul, besonders die SR 552, sowie die auch vom Giro d’Italia frequentierte Route über den Monte Zoncolan auf der SP 123. In beiden Fällen sollte man auf dem Motorrad aber absolut sattelfest sein, denn steile und enge Kehren sind hier das Normalprogramm. Und wenn man einmal in Friaul unterwegs ist, müssen das malerische Venzone und die Stadt Cividale natürlich auch auf der Tourenliste stehen. Venzone trägt heute nicht nur den Namen “schönstes Dorf Italiens” und ist deshalb schon ein Muss. Es wurde 1976 durch mehrere Erdbeben fast völlig zerstört und dann auf Druck der Bevölkerung wieder vorbildlich rekonstruiert. Gleich neben dem Markt findet man ein eindrucksvolles Info-Center zur damaligen Katastrophe im Friaul. Hier kann der Besucher heute das Beben von damals sogar audiovisuell nachempfinden. Venzone ist wirklich bemerkenswert und auch ein Symbol für die Kraft und den Aufbauwillen der Menschen im Friaul.

Am Ende verlassen wir die Tourengebiete der östlichen Dolomiten von Österreich, Italien und Slowenien mit Wehmut und tollen, bleibenden Erinnerungen. Unsere Vermutung hat sich bestätigt: Wer hier als Biker nicht gewesen ist, hat das Tourenparadies Dolomiten nicht wirklich erlebt.

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