Mit „Clutchnix“ in der Auvergne – oder eine Frankreich-Tour, die man erlebt haben muss!
Wer kennt sie nicht, die schöne Geschichte von Asterix auf der Suche nach dem Avernerschild. Da waren der kleine, vom Druidentrank gestärkte Knubbel und der große Runde mit den blau-weiß-gestreiften Hosen, der von klein auf keinen Trank mehr braucht, unterwegs in jenem sagenhaften Vulkangebirge. Schon damals war es für gallo-römischen Wellness- und Kurbetrieb und später auch für seinen exzellenten Käse, für ausgesuchte Weine und für vieles mehr bekannt. Unter den Reisenden unserer Tage ist die Auvergne auch ein Geheimtipp für Motorradfahrer, die neben dem Kurvenspaß auch ein echtes Stück Frankreich suchen. Deshalb ist der Blick der SoziRider bei ihrer ersten Frankreich-Tour gleich auf die Auvergne gefallen. Und um es vorwegzunehmen – wir haben damit die richtige Auswahl getroffen. Allerdings wussten wir da noch nicht, dass sich unter unsere Gruppe hier auch ein bisher unbekannter Geist namens „Clutchnix“ gemischt hatte – aber dazu später mehr.
Natürlich liegt die Auvergne für Biker aus Deutschland nicht mal eben um die Ecke. Die Anreise will also gut durchdacht und wohl organisiert sein. Wir hatten uns beim Start und Ziel unserer Frankreich-Tour für ein Treffhotel in Belfort, knapp 100 km südwestlich von Freiburg, entschieden. Das Novotel Belfort Centre ist gut geeignet als Sammelpunkt für die Tourer. Es liegt zentral nur wenige Schritte vom Zentrum der Stadt, hat einen ordentlichen Standard und vor allem eine Tiefgarage, in der jede Motorradgruppe unterkommen kann. Über die hauseigenen Bierpreise für ein „Bière pression“ wollen wir nicht viele Worte verlieren – daran muss man sich in Frankreich einfach gewöhnen. Belfort ist als Ausgangs- und als Endpunkt für Touren nach Zentralfrankreich oder in den Süden einfach perfekt – der Ort ist noch mit einer vertretbaren Entfernung aus Deutschland erreichbar und man hat dann schon einen guten ersten Schritt ins Zielland gemacht.
Unser erstes Tourenziel lag aber 500 km entfernt, tief in der Auvergne. Es war das Hotel le Puy-Ferrand oberhalb des kleinen Kurortes Le Mont-Dore. Das Hotel liegt mitten in einem Skigebiet am Fuße des „Pic du Sancy“, der sich mit seinen 1.885 Metern majestätisch in die Höhe reckt. Am frühen Morgen, wenn die ersten Sonnenstrahlen zuallererst die Bergspitze berühren, zeigt sich eine Traumlandschaft, die man im „Puy-Ferrand“ quasi vom Hotelzimmer aus genießen kann. Das Hotel verfügt über modern und geschmackvoll eingerichtete Zimmer, an der Rezeption wird auch Englisch verstanden und die Küche erfüllt alle Erwartungen, die man als Gast in einer berühmten französischen Käseregion haben kann. Auch dieses Hotel war also als erstes Basishotel unserer Tour die richtige Wahl.
Für den Motorradfahrer ist die Auvergne ein einziger Traum. Es gibt überall gut ausgebaute Nebenstraßen, die den Tourer in herrliche Berglandschaften führt. Asphalt und Grip sind gut und jedem kann nur geraten werden, genügend Speicherplatz auf seiner SD-Karte für die vielen Fotomotive freizuhalten. Auch Sehenswürdigkeiten gibt es in der Auvergne on mass. Und die Genießer unter den Bikern können auch die eine oder andere Station der „Route des Fromages“, der Käsestraße der Auvergne, in ihre Touren einbauen. Die Karte dazu kann man sogar in einer englischen Fassung im Internet finden, oder man holt sie sich direkt im Hotel, damit man sie im größeren Format besser benutzen kann. Wir haben auf unseren Auvergne-Touren die regionale Metropole Clermont-Ferrand besucht, waren in Tälern und auf vielen Kammstraßen unterwegs. Die mediterrane Stadt Issoire, bei der man meint, in Italien zu sein, hat uns ebenso begeistert, wie das oben gelegene Besse-et-St-Anastaise mit seinen im Mittelalter aus Lavagestein erbauten, komplett erhaltenen und liebevoll gepflegten Häusern. Am letzten Auvergne-Tag ging es dann noch auf eine Tagestour von rund 200 km über einen Pass nach Salers. Das ist ein absolutes Muss! Diese kleine märchenhafte Stadt gilt zu Recht als eine der schönsten von ganz Frankreich.
Nach drei vollen Tagen hieß es dann Adieu schöne Auvergne – wir haben nun unsere Motorräder in Richtung französische Alpen gelenkt. Unser zweites Basishotel lag dort in Rencurel, knapp eine Fahrstunde südwestlich von Grenoble. Rencurel ist ein kleines Alpenörtchen auf einem Bergrücken des Vercors-Massivs, das bis auf 2.350 Meter in die Höhe ragt. Rencurel hat rund 300 Einwohner und zieht sich von 650 bis auf 1.150 Höhenmeter. Wir hatten im Hotel le Marronnier gebucht und dabei abermals eine richtige Wahl getroffen. Der Chef dort fährt selbst Motorrad und hat sein reizvolles Haus zu einem Hotel für Tourer aus aller Herren Länder gemacht. Wir haben hier außer Motorradfreunden aus Frankreich und Deutschland auch viele Dänen, Belgier, und sogar Finnen getroffen. Das „Marronnier“ ist ein Ort, wo sich Biker wirklich wohlfühlen können. Es gibt eine gute französische Küche, freundliches Personal mit soliden Englischkenntnissen und einen herrlichen Biergarten. Das Hotel ist als Basisstation für Ausflüge in die Alpen bestens geeignet.
Wir haben dort, rund um Rencurel, drei mit herrlichen Strecken angefüllte Tourentage erlebt. Sie im Einzelnen zu schildern, ginge hier zu weit. Immer wieder haben wir aber innerlich auch den Vergleich zu unseren vielen Dolomitentouren gezogen. Wer vermutet, Alpen wären da gleich Alpen, liegt eindeutig falsch. Die Straßenqualität in Südtirol ist und bleibt zwar unübertroffen – die Verkehrsfrequenz allerdings auch. Vergleichbar ist auch das mediterrane Flair, sobald man seine Räder in die Tiefebenen abseits der Berge lenkt. Völlig anders als in den Dolomiten ist im französischen Vercors-Massiv aber die alpine Topographie und die darauf eingestellte Straßenführung. Die Felsen ragen hier oft über viele hundert Meter senkrecht empor und bilden enge, von wilden Wasserläufen durchzogene Schluchten. All das kann man im Vercors auf Straßen befahren, die zum Teil in den Fels gehauen sind und wie Schwalbennester am Berg zu kleben scheinen. Man wird durch viele Engstellen geführt, muss auch unbeleuchtete Tunnel passieren und steht auf einmal vor einem Wasserfall, der in wenigen Metern Entfernung in die Tiefe stürzt. Diese Landschaft ist ursprünglich und gewaltig. Für uns waren das beeindruckende Naturerlebnisse, die wir in einer solchen Intensität aus Südtirol bisher nicht gekannt haben. Auch deshalb ist dem Frankreich-Tourer ein Besuch des Vercors nur zu empfehlen.
Nach insgesamt 9 Tagen haben wir dann unsere Bikes wieder nach Belfort gelenkt. Nach einer Abschlussübernachtung trennten sich dann unsere Wege. Wir steuerten von hier nun individuell unsere jeweiligen Heimatziele an. Für den Teilnehmer mit der längsten Anreisestrecke standen am Ende der 11-tägigen Fahrt insgesamt 3.897 km auf der Uhr. Unser Fazit ist eindeutig: Die erste SoziRider-Tour nach Frankreich war trotz aller Hindernisse (siehe unten) ein voller Erfolg. Wir haben viel erlebt, neue Erfahrungen gesammelt, interessante Menschen getroffen und sind in einzigartigen Landschaften getourt. Wir nehmen Eindrücke mit nach Hause, die uns noch lange beschäftigen werden. Eines steht jedoch heute schon fest: Das war nicht die letzte Tour der SoziRider in Frankreich, die wir auf die Beine gestellt haben!
Am Ende unseres Berichts müssen wir nun leider negative Hürden ansprechen, die wir zu meistern hatten. In unserer Biker-Gruppe trieb, wie bereits erwähnt, ein bisher unbekannter Kollege namens „Clutchnix“ mit uns sein übles Spiel. Bereits am ersten Auvergne-Tag bekam es ein Biker unserer Gruppe mit ihm zu tun. Es gab massive Probleme mit der Kupplung (clutch) an seinem stählernen Ross. Allen war klar: So konnte man nicht weiterfahren, das Teil musste ausgetauscht werden. Die Tatsache, das das Bike frisch aus der Inspektion gekommen war, machte die Sache doppelt ärgerlich. Der BMW-Händler in Aubière, nahe Clermont-Ferrand, der sinnigerweise noch „Auvergne-Touring“ hieß, machte seinem Namen leider keine Ehre. Er verwies uns „Auvergne-Tourer“ auf die vollen Auftragsbücher seiner Werkstatt und begab sich sodann zur Mittagspause. Über den BMW Auslandsdienst fanden wird dann schließlich eine solide Schrauberwerkstatt mit BMW-Profil. Dort versprach uns der Chef, die Kupplung innerhalb einer Woche auszutauschen. Was auch funktioniert hat. Die Maschine blieb also vor Ort und es ging weiter auf Tour mit einer „Africa-Twin“, die zwar unkompliziert, aber nur gegen sattes Geld bei Honda zu mieten war.
Am zweiten Auvergne-Tag schlug „Clutchnix“ abermals zu. Ein weiteres Mitglied unserer Gruppe bekam so massive Kupplungsprobleme, dass auch er seine Maschine stilllegen und die Gesamttour sogar abbrechen musste. Er musste sich schweren Herzens ohne sein Motorrad auf den Heimweg machen. Das Bike kam dann per Rückholservice seiner Versicherung im August wieder nach Hause.
Nachtrag: Wir wollen hier auch noch einige Erfahrungen künftigen Frankreich-Tourern mit auf den Weg geben. Drei Dinge erscheinen uns wichtig. Zum einen die Maut auf den Autobahnen – sie bezahlt man in Frankreich am besten mit einer Kreditkarte. Das erspart das nervige Suchen nach Hart- oder Papiergeld und das Gefummel beim Verstauen der restlichen Münzen. Wir haben damit nur gute Erfahrungen gemacht. Beim Tanken war das schon schwieriger. Es gibt in Frankreich zwar noch einige klassische Tankstellen, bei denen man im Office richtig bezahlen kann. Viel häufiger sind aber automatisierte Zapfsäulen, bei denen ohne Karte nichts läuft. Dort sind wir eigentlich immer am besten mit der normalen EC-Karte durchgekommen. Aber immer schön langsam, so, wie der Automat die Eingabeschritte vorgibt. Allerdings haben wir auf der Autobahn auch automatisierte Tankstelle erlebt, bei denen nur Karten aus Frankreich akzeptiert werden. Dort kann man aber den Mann an der Kasse bitten, die Zapfsäule freizuschalten. Nach dem Tanken zahlt man dann direkt bei ihm an der Kasse – und das auch mit deutschen Karten. Also: Man sollte immer alle Karten an Bord haben und nicht bis zum letzten Tropfen durchfahren. Es könnte beim Tanken auch einmal nicht funktionieren.
Natürlich darf hier auch ein Tipp in Punkto Pannen in Frankreich nicht fehlen. Bei dem was wir erlebt haben, sehen wir nun Versicherungs-Schutzbriefe und Automobilclubs mit anderen, interessierteren Augen. Allerdings sollte man zuvor genau nachlesen, welche Leistungen diese im Havarie-Fall im Ausland auch wirklich bieten. Wir haben außerdem noch intensive Gespräche mit anderen Bikern, die ebenfalls in Frankreich unterwegs waren, geführt. Wir mussten dabei leider feststellen, dass unsere negativen Erlebnisse keine Einzelfälle sind. Ein Biker aus Dänemark hat uns zum Beispiel erzählt, dass er in einer französischen Werkstatt sogar wegen eines Ölwechsels auf eine Wartezeit von einem Monat verwiesen wurde. Wir raten deshalb allen Fahrern nicht auf ihre Tour in diesem herrlichen Bikerland zu verzichten. Wir raten aber dringend dazu, vorab die Maschine durchzuchecken und einen schon fälligen Ersatz größerer Verschleißteile nicht aufzuschieben, sondern möglichst prophylaktisch schon vor Tourenbeginn vornehmen zu lassen.